Die Oper "La Boheme" von Giaocomo Puccini wurde am 1. Februar 1896 im Teatro Regio in Turin unter der Leitung von Arturo Toscanini uraufgeführt. Nach den Berichten kam die Oper beim Publikum gut an, der Presse war sie zu karg und veristisch: Sie zeigte kleine Leute an ärmlichen Schauplätzen. Erst im gleichen Monat in Rom und dann im April in Palermo wurde die Oper zum richtig großen Erfolg und ist es seitdem geblieben.
Es gibt eine Serie von Ansichtskarten des italienischen Verlages Alterocca Terni, die angeblich die Sänger der Uraufführung von La Boheme in Szenenbildern der Oper zeigen, die mit Notenzitaten "verziert" sind und oft auch eine Unterschrift Puccinis aufweisen.Sie stammen von ca. 1900 oder eher und zeigen Szenen der Oper. Dreizehn Karten aus dieser Serie (Nr. 3267-3280) konnte ich nachweisen. Ob sie wirklich die Sänger der Uraufführung zeigen, bleibt teilweise Spekulation, es ist aber sehr wahrscheinlich.
Die auf den Karten gezeigten Rollen entsprechen Rudolfo, Marcello, Mimi und Musetta. Die entsprechenden Sänger waren:
Rudolfo: Evan Gorga
Mimi: Cesira Ferrani
Marcello: Tieste Wilmant
Musetta: Camilla Pasini
Weitere nicht auf den Karten vorkommende Rollen und ihre Sänger in der Uraufführung waren:
Schaunard: Antonio Pini-Corsi
Colline: Michele Mazzara
Benoit und Alcindoro: Alessandro Polonini
Ferner werden angegeben, vermutlich als Comprimarii, Dante Zucchi und Felice Foglia
Gorga, Evan, Tenor, * 1866 Brocco bei Caserta, † 6.12.1958 Rom; eigentlich Evangelista Gorga; er war ein Schüler von Aristide Franceschetti und debütierte 1895 am Teatro Comunale von Cagliari als Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas. Er sang dort anschließend den des Grieux in Massenets »Manon« und den Amico Fritz in der gleichnamigen Oper von Mascagni und trat noch im gleichen Jahr 1895 am Teatro Costanzi in Rom als Arvino in Verdis »I Lombardi« auf. Der Name dieses Tenors besitzt eine besondere musikhistorische Bedeutung, weil er am 1.2.1896 in der Uraufführung von Puccinis Oper »La Bohème« am Teatro Regio Turin den Rodolfo sang, während die Mimi durch die Sopranistin Cesira Ferrani kreiert wurde. Da seine Stimme in den hohen Lagen nicht sonderlich ausgebildet war, mußte Puccini einige Teile der Partitur für ihn tiefer transponieren. Er sang den Rodolfo in den folgenden Jahren an vielen italienischen Theatern; er gastierte u.a. 1898 am Teatro Costanzi Rom als Faust von Gounod. Er gab jedoch bereits 1899 seine Bühnenkarriere auf. Er widmete sich jetzt der Sammlung von Musikinstrumenten aus allen Zeiten und allen Ländern und wurde der Besitzer einer weltweit bekannten kostbaren Kollektion. 1911 stellte er seine Instrumentensammlung im Rahmen einer großen Exposition in Rom aus. Seinen Lebensabend verbrachte der Sänger in Rom, wo er hochbetagt, mehr als 60 Jahre nach der Uraufführung von »La Bohème« starb.
Lit: M. Vita: »Evan Gorga e le sue grandi Collezioni« (Rom, 1926).
Von seiner Stimme sind keine Schallplatten vorhanden.
[Lexikon: Gorga, Evan. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 9256 (vgl. Sängerlex. Bd. 2, S. 1371 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]
Unter der Nummer 3271 bis 3276 folgen eine Reihe von Bildern aus dem dritten Akt.
Die folgenden Karten der Serie sind Einzelportraits der vier Darsteller gewidmet.
Es gibt eine Serie von Ansichtskarten des italienischen Verlages Alterocca Terni, die angeblich die Sänger der Uraufführung von La Boheme in Szenenbildern der Oper zeigen, die mit Notenzitaten "verziert" sind und oft auch eine Unterschrift Puccinis aufweisen.Sie stammen von ca. 1900 oder eher und zeigen Szenen der Oper. Dreizehn Karten aus dieser Serie (Nr. 3267-3280) konnte ich nachweisen. Ob sie wirklich die Sänger der Uraufführung zeigen, bleibt teilweise Spekulation, es ist aber sehr wahrscheinlich.
Die auf den Karten gezeigten Rollen entsprechen Rudolfo, Marcello, Mimi und Musetta. Die entsprechenden Sänger waren:
Rudolfo: Evan Gorga
Mimi: Cesira Ferrani
Marcello: Tieste Wilmant
Musetta: Camilla Pasini
Weitere nicht auf den Karten vorkommende Rollen und ihre Sänger in der Uraufführung waren:
Schaunard: Antonio Pini-Corsi
Colline: Michele Mazzara
Benoit und Alcindoro: Alessandro Polonini
Ferner werden angegeben, vermutlich als Comprimarii, Dante Zucchi und Felice Foglia
Karte Nr. 3267 - 1. Bild - Evan Gorga und Cesira Ferrani |
Karte 3268 - 1. Bild - Evan Gorga und Cesira Ferrani |
Eine andere Ausgabe der Karte 3268 mit Sepia-Ton |
Gorga, Evan, Tenor, * 1866 Brocco bei Caserta, † 6.12.1958 Rom; eigentlich Evangelista Gorga; er war ein Schüler von Aristide Franceschetti und debütierte 1895 am Teatro Comunale von Cagliari als Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas. Er sang dort anschließend den des Grieux in Massenets »Manon« und den Amico Fritz in der gleichnamigen Oper von Mascagni und trat noch im gleichen Jahr 1895 am Teatro Costanzi in Rom als Arvino in Verdis »I Lombardi« auf. Der Name dieses Tenors besitzt eine besondere musikhistorische Bedeutung, weil er am 1.2.1896 in der Uraufführung von Puccinis Oper »La Bohème« am Teatro Regio Turin den Rodolfo sang, während die Mimi durch die Sopranistin Cesira Ferrani kreiert wurde. Da seine Stimme in den hohen Lagen nicht sonderlich ausgebildet war, mußte Puccini einige Teile der Partitur für ihn tiefer transponieren. Er sang den Rodolfo in den folgenden Jahren an vielen italienischen Theatern; er gastierte u.a. 1898 am Teatro Costanzi Rom als Faust von Gounod. Er gab jedoch bereits 1899 seine Bühnenkarriere auf. Er widmete sich jetzt der Sammlung von Musikinstrumenten aus allen Zeiten und allen Ländern und wurde der Besitzer einer weltweit bekannten kostbaren Kollektion. 1911 stellte er seine Instrumentensammlung im Rahmen einer großen Exposition in Rom aus. Seinen Lebensabend verbrachte der Sänger in Rom, wo er hochbetagt, mehr als 60 Jahre nach der Uraufführung von »La Bohème« starb.
Lit: M. Vita: »Evan Gorga e le sue grandi Collezioni« (Rom, 1926).
Von seiner Stimme sind keine Schallplatten vorhanden.
[Lexikon: Gorga, Evan. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 9256 (vgl. Sängerlex. Bd. 2, S. 1371 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]
Ferrani, Cesira, Sopran, * 8.5.1863 Turin, † 4.5.1943 Pollone bei Biella; eigentlicher Name Cesira Zanazzio. Ausbildung am Liceo musicale Turin durch Antonietta Fricci. Sie debütierte 1887 am Teatro Regio Turin als Marguerite im »Faust« von Gounod und sang im gleichen Jahr am Teatro Carignano Turin die Gilda im »Rigoletto«. Sie gastierte dann in Venedig, Catania und Turin und auch an französischen Theatern. 1892 trat sie am Teatro Carlo Felice von Genua als Amelia in Verdis »Simon Boccanegra« und als Loreley in der gleichnamigen Oper von Catalani unter Arturo Toscanini auf. Es folgten weitere Auftritte am Teatro Comunale Bologna (u.a. 1895 in der Uraufführung der Oper »Consuelo« von Orefice in der Titelrolle), in Bari, Brescia und Udine. Am 1.2.1893 wirkte sie am Teatro Regio Turin in der Uraufführung von Puccinis »Manon Lescaut« in der Titelrolle mit; am gleichen Theater kreierte sie am 1.2.1896 in der Uraufführung von Puccinis »La Bohème« die Rolle der Mimi. An der Mailänder Scala nahm sie an der Uraufführung der Oper »Il Fior d'Alpe« von Alberto Franchetti (15.3.1894), am Teatro Lirico Mailand an der von Giacomo Orefices damals sehr erfolgreicher Oper »Chopin« (25.11.1901) teil. Am 17.1.1901 sang sie in einer der sechs gleichzeitigen Uraufführungen von Mascagnis »Le Maschere« am Teatro Carlo Felice Genua. Die Aufführung endete (wie auch die übrigen fünf) mit einem skandalösen Mißerfolg und mußte schließlich abgebrochen wrden. 1893 gastierte sie am Teatro Colón Buenos Aires, 1894 an der Mailänder Scala, wo sie in den folgenden 15 Jahren immer wieder in Erscheinung trat. Große Erfolge hatte sie als Elisabeth im »Tannhäuser« und als Eva in den »Meistersingern«. Tourneen brachten ihr in Spanien und Rußland viel Beifall, 1898 war sie an der Oper von Kairo zu Gast, auch am Teatro San Carlos Lissabon. 1909 nahm sie von der Bühne Abschied, nachdem ihr Auftreten als Mélisande in der italienischen Erstaufführung von Debussys »Pelléas et Mélisande« (unter der Leitung von Toscanini) an der Scala 1908 einen schockierenden Mißerfolg gebracht hatte, der sich am Teatro Costanzi in Rom wiederholte. Sie wirkte dann als Pädagogin in Turin. Ihr Salon in Turin war für viele Jahre ein Zentrum des musikalischen und schöngeistigen Lebens in dieser Stadt.
Von ihr existieren einige seltene Schallplatten auf G & T (Mailand, 1903), darunter auch Titel aus »Manon Lescaut« und »La Bohème« von Puccini.
[Nachtrag] Ferrani, Cesira; sie sang auch die Juliette in »Roméo et Juliette« von Gounod, die Fanny Legrand in »Sapho« von Massenet, die Charlotte im »Werther«, ebenfalls von Massenet, und die Elsa im »Lohengrin«.
[Lexikon: Ferrani, Cesira. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 7453 (vgl. Sängerlex. Bd. 2, S. 1116 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]
Nr. 3270 zeigt die Musetta der Camilla Pasini - eine Rolle, die bei den Zeitgenossen der Uraufführung zunächst mehr Interesse erweckte als die der Mimi |
In Frankreich wurden die Karten mit französischem Textaufdruck verkauft. |
Pasini, Camilla, Sopran, * 6.11.1875 Rom, † 29.10.1935 Rom; sie war eine Schwester der großen italienischen dramatischen und Wagner-Sopranistin Lina Pasini-Vitale (1872-1959); eine weitere Schwester, Enrica Pasini, hatte eine kurze Karriere im Mezzosopranfach. Camilla Pasini erhielt ihre Ausbildung an der Accademia di Santa Cecilia in Rom und debütierte dort auch am Teatro Quirino als Inez in Meyerbeers »Africaine«. Sie wurde vor allem dadurch bekannt, daß sie in der Uraufführung von Puccinis Oper »La Bohème« am 1.2.1896 am Teatro Regio von Turin die Partie der Musetta sang, während Arturo Toscanini die Vorstellung dirigierte. 1897 sang sie die gleiche Partie bei der Premiere von »La Bohème« an der Mailänder Scala. Sie trat als Musetta in Brescia, Genua, Triest, in Asti und am Teatro Costanzi in Rom auf. 1904 unternahm sie eine Südamerika-Tournee. Sie sang in Italien u.a. am Teatro Comunale wie am Teatro Rossetti in Triest, am Teatro Massimo Palermo, am Teatro Comunale Fiume, in Padua, Cremona, Mailand und Rom. Dabei trug sie eine Vielzahl von Partien vor, darunter die Traviata, die Tosca, die Margherita in »Mefistofele« von Boito, die Titelrollen in »Fedora« von Giordano, »La Wally« und »Loreley« von Catalani, die Suzel in »Amico Fritz« von Mascagni, die Elsa im »Lohengrin«, die Desdemona in Verdis »Othello«, die Norina im »Don Paquale« und die Grisélidis in der gleichnamigen Oper von Massenet. Bereits 1905 gab sie ihre Karriere nach einer Heirat mit dem Juristen Muzi auf. In der Saison 1911-12 betrat sie nochmals am Teatro Costanzi Rom (hier in der Uraufführung der Oper »La Vigilia di Notte« von Teofilo De Angelis) und am Teatro Sociale in Mantua die Bühne.
Leider sind von der Stimme der bedeutenden Sängerin keine Schallplattenaufnahmen vorhanden.
[Lexikon: Pasini, Camilla. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 18635 (vgl. Sängerlex. Bd. 4, S. 2661 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]
Nr. 3271 aus dem 3. Akt - links Tieste Wilmant als Marcello,, Mitte Evan Gorga als Rodolfo, rechts Cesira Ferranii als Mimi |
Unter der Nummer 3271 bis 3276 folgen eine Reihe von Bildern aus dem dritten Akt.
Nr. 3272 |
Nr. 3273 in zwei verschieden dunklen bzw. kontrastreichen Versionen mit dadurch jeweils etwas anderem Charakter |
Nr. 3274, zusätzlich mit Camilla Pasini als Musetta (ganz links) |
Nr. 3275 |
Nr. 3276 |
Die folgenden Karten der Serie sind Einzelportraits der vier Darsteller gewidmet.
Nr. 3277 Tieste Wilmant als Marcello |
Nr. 3277, Vergrößerung |
Wilmant, Tieste, Bariton, * 1859 Lodi, † 20.3.1937 Lodi; er debütierte 1878 in Chiari. Seine Karriere ist schwer in ihren Einzelheiten zu verfolgen, scheint sich jedoch hauptsächich an italienischen Bühnen abgespielt zu haben. In der Spielzeit 1893-94 sang er an der Mailänder Scala in Catalanis »Loreley« und in »Manon Lescaut« von Puccini. In der Saison 1899-1900 war er wieder an der Scala anzutreffen, wo er jetzt den Alberich in der italienischen Erstaufführung des »Siegfried« von Richard Wagner sang, dazu den Jago im »Othello« von Verdi. Von musikhistorischer Bedeutung ist seine Teilnahme an der Uraufführung von Puccinis »La Bohème« am 1.2.1896 am Teatro Regio Turin, in der er den Marcello sang.
Schallplatten: Zwei sehr seltene Zonophone-Aufnahmen (Mailand, 1904).
[Lexikon: Wilmant, Tieste. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 25965 (vgl. Sängerlex. Bd. 5, S. 3731 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]
Es hätte nahe gelegen, noch weitere zentrale Szenen der Oper, wie die Festszene, in der Musetta ihren Walzer singt, oder die Sterbeszene Mimis abzubilden. Dass dies nicht geschah, liegt vermutlich daran, dass nur die vier Darsteller für die Fotoserie zur Verfügung standen und in den anderen Szenen weitere Darsteller beteiligt gewesen wären. Nach Vergleichen mit anderen Fotos von Cesira Ferrani und Evan Gorga, die ich im Internet fand, gehe ich davon aus, dass hier wirklich die Uraufführungssänger abgebildet sind. Von Camilla Pasini finden sich zwei Fotos in Ashot's Blog Forgotten Operasingers (siehe HIER) . Von ihm stammt auch der Hinweis, dass es zwei seltene Tonaufnahmen von Camilla Pasini gibt, nämlich ein Duett aus I Puritani mit E. Gherlinzoni . Leider ist der Tonausschnitt auf der Seite nicht mehr zu hören. Außerdem steht auf dem Label "A.Pasini", so dass es durchaus eines der anderen Geschwister von Camilla Pasini sein könnte, die hier singt.
Es wird also allgemein in Sammlerkreisen angenommen, dass die genannten Darsteller auch auf den Ansichtskarten abgebildet sind. Die Fotos entstanden vermutlich wenige Jahre nach der Uraufführung und fanden weite Verbreitung. Das früheste postalisch gelaufene Exemplar sah ich, wenn ich mich richtig erinnere, von 1902. Oben sind u.a. datierte Exemplare von 1904 abgebildet (z.B. Nr. 3275). Die Bilder könnten also insgesamt um 1900 herum entstanden sein.
Evan Gorga hinterliess keine Tonaufnahmen. Cesira Ferrani hat u.a. zwei Aufnahmen aus La Boheme hinterlasssen (von 1902), die man Youtube hören kann.
Tieste Wilmant hat zwei Zonophon-Aufnahmen hinterlassen (nicht aus La Boheme), von der sich das Credo aus Otello auch auf Youtube findet. Da es sich nicht einbetten kann, hier der link:
https://www.youtube.com/watch?v=npo4iUFbwc4
Es wird also allgemein in Sammlerkreisen angenommen, dass die genannten Darsteller auch auf den Ansichtskarten abgebildet sind. Die Fotos entstanden vermutlich wenige Jahre nach der Uraufführung und fanden weite Verbreitung. Das früheste postalisch gelaufene Exemplar sah ich, wenn ich mich richtig erinnere, von 1902. Oben sind u.a. datierte Exemplare von 1904 abgebildet (z.B. Nr. 3275). Die Bilder könnten also insgesamt um 1900 herum entstanden sein.
Evan Gorga hinterliess keine Tonaufnahmen. Cesira Ferrani hat u.a. zwei Aufnahmen aus La Boheme hinterlasssen (von 1902), die man Youtube hören kann.
Tieste Wilmant hat zwei Zonophon-Aufnahmen hinterlassen (nicht aus La Boheme), von der sich das Credo aus Otello auch auf Youtube findet. Da es sich nicht einbetten kann, hier der link:
https://www.youtube.com/watch?v=npo4iUFbwc4