Riccardo Zandonai - Altersbildnis |
Der Komponist Riccardo Zandonai (1883 -1944) hat einige Opern hinterlassen, von denen "Francesca da Rimini" zumindestens vom Namen her bekannt ist, wenn auch die meisten sicherlich nicht eine einzige Arie daraus nennen können. Er war ein Schüler von Mascagni und ist heute kaum noch bekannt. In Italien war er in den 30er-Jahren recht populär. Seine Oper "La Farsa amorosa" wurde 1933 in Rom uraufgeführt.
Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurde in Deutschland die kulturelle Luft dünner. Jüdische Komponisten durften sowieso nicht mehr gespielt werden, und auch Komponisten aus dem "verfeindeten Ausland" gerieten unter den Bannstrahl des Regimes. Insgesamt wurden diplomatische Freundschaften und Kriegsallianzen auch in der Kulturpolitik vollzogen. Das führte dazu, dass eine zeitlang nach dem Nichtangriffspakt mit Russland, den Deutschland nicht lange nach seinem Abschluss brach, einige russische Künstler oder Schlager mit "russischem Inhalt" in Deutschland aufgenommen wurden (ich besaß einmal eine grüne Grammophon-Platte von ca. 1939 mit dem Titel "Olga, Tochter der Wolga" - leider habe ich sie nicht mehr). Später waren nur noch Italien und Japan als Verbündete geblieben, wobei Japan kulturell anscheinend zu fremd war, um im deutschen Kulturleben Spuren zu hinterlassen. So war Italien der Hauptaustauschpartner für kulturelle Güter, und besonders auf dem Gebiet der Oper wurde den Italienern traditionell eine Vorrangstellung zugebilligt. Im Jahre 1941 erlebte so die Oper "La Farsa amorosa" an der Berliner Staatsoper ihre deutsche Uraufführung. Es war der Versuch einer Wiederbelebung des Buffo-Genres - ein Kontrast zum Wagnerschen Ernst und sicher zur Ablenkung von dem die Menschen immer mehr in Mitleidenschaft ziehendem Kriegsgeschehen gedacht. Die Oper wurde auf deutsch gesungen. Leider kann ich kein genaues Datum der Uraufführung angeben, da kein Einlegezettel mit der Besetzungsliste erhalten ist. Aus den Vorankündigungen auf der Seite 8 des Programmheftes (Bildteil nicht mitgezählt) für Januar 1942 lässt sich ableiten, dass es nahe dem Jahresende 1941 gewesen sein muss. Die Besetzung selbst geht aus dem Bildteil des Programmes hervor:
Maria Cebotari als Lucia
Peter Anders als Renzo
Else Tegethoff als Mercedes
Willi Domgraf-Fassbender als Podesta
Eugen Fuchs als Spingarda
Erich Zimmermann als Frulla
Gustav Rödin als Giacomino
Irmgard Armgart als Orsola.
Die Handlung der Oper bezieht sich auf die Novelle "Der Dreispitz" von Don Pedro de Alarcon. Auf diesen Stoff beziehen sich ebenfalls Manuel de Falla in seinem "Dreispitz" und Hugo Wolf in seiner Oper "Der Corregidor". (Von letzterer gibt es aus Kriegszeiten einen Rundfunkmitschnitt von 1944 unter Karl Elmendorff mit Karl Erb und Margarete Teschemacher.)
La Farsa Amorosa - Titelblatt des Programmheftes 1941 |
Eine biografische Skizze mit Opernverzeichnis von Zandonai:
Zur zugrunde liegenden Novelle:
Der Bildteil:
Aus der Spielgemeinschaft "La Farsa amorosa" 1 |
Aus der Spielgemeinschaft "La Farsa amorosa" 2 |
Aus der Spielgemeinschaft "La Farsa amorosa" 3 |
Auf der letzten Seite der Hinweis auf weitere Veranstaltungen: Ankündigung der Erstaufführung von "Carmina Burana" unter Karajan mit Tiana Lemnitz und Willi Domgraf-Fassbänder. Weiterhin: 4.Sinfoniekonzert in der Philharmonie mit Beethovens Missa Solemnis unter Karajan am 18. und 19. Januar 1942 mit Walther Ludwig, Margarete Klose, Tilla Briem und Fred Drissen.
Für Februar 1942 wird eine Neuinszenierung der "Salome" mit Maria Cebotari unter Clemens Krauss angekündigt.
Hier noch eine Werbung von der hinteren Umschlagseite.
Centro internazionale di studi Riccardo Zandonai