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Benefiz-Konzert 1919 in der Berliner Philharmonie mit Emmi Leisner und Leo Kopf

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Hier ist das Programm eines Konzerts zugunsten jüdischer Flüchtlinge und Pogrom-Opfer am 27. Mai 1919 in der Berliner Philharmonie. Mitgewirkt hat das Berliner Philharmonische Orchester unter der Leitung von Leo Kopf. Als Solisten agierten Emmi Leisner (Alt), George Bertram (Klavier) und Walter Fischer (Orgel).


Ebenfalls angekündigt war Heinrich Schlusnus, der aber kurzfristig absagen musste. Die Notizen des Konzertbesuchers auf dem Programm besagen, dass einiges am Programm geändert wurde. Nach der Ouvertüre "Im Frühling" von Carl Goldmark wurde das Präludium und Doppelfuge für Orgel und Orchester von von F. Mandelstam gespielt. Die zuvor geplante Arie "Es ist genug" aus Elias fiel aus. Dann sang Emmi Leisner die Arie der Andromache aus Achilleus von Max Bruch. Der Text dazu ist auf der zweiten Seite abgedruckt.



Nach der Pause spielte Georg Bertram das erste Klavierkonzert von Liszt. Das anschließend geplante Schubert- Lied "Die Allmacht" fiel ebenfalls aus. Stattdessen sang Emmi Leisner mit Orchesterbegleitung das Lied "Feldeinsamkeit" von Brahms und dann das "Ständchen" des gleichen Komponisten (Der Mond steht über dem Berge) zweimal. Die als Abschluss geplante "Hebräische Rhapsodie" von B. Zolotareff fiel anscheinend ebenfalls aus, da der Konzertbesucher den Titel durchgestrichen hat. Vielleicht aber hat er sie nur nicht mehr miterlebt, denn er schrieb darunter "weggegangen".






Hier noch einige Angaben zu den Mitwirkenden:




Leisner, Emmy, Alt, * 8.8.1885 Flensburg, † 12.1.1958 Flensburg; sie sprang mit 16 Jahren in ihrer Heimatstadt Flensburg bei einem Konzert für eine indisponierte Sängerin ein. Sie studierte dann in Berlin bei Helene Breest und wurde dort durch den berühmten Chordirigenten Hugo Rüdel entdeckt. 1911 gab sie in Berlin ihre ersten Konzerte und Liederabende, die sogleich eine ungewöhnliche Beachtung fanden. Sie sang darauf in Konzerten mit dem Leipziger Thomanerchor unter Karl Straube und hatte ursprünglich vor, eine reine Konzertkarriere zu entwickeln. Man überredete sie jedoch 1912 bei den berühmten Aufführungen unter Jacques-Dalcroze in Hellerau bei Dresden die Titelpartie im »Orpheus« von Gluck zu übernehmen, die sie 1912 mit sensationellem Erfolg zum Vortrag brachte. Darauf schlug sie nun auch eine große Bühnenkarriere ein. An der Berliner Hofoper sang sie 1913 als Antrittsrolle die Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns und wurde danach als Amneris in »Aida« bewundert. Zu den weiteren Partien, die sie an diesem Haus sang, gehörten die Carmen, die Azucena im »Troubadour«, die Nancy in Flotows »Martha« und Aufgaben aus dem Wagner-Repertoire. Sie war 1913-21 an der Berliner Hofoper (seit 1918 Staatsoper Berlin) engagiert und gehörte 1923-25 dem Deutschen Opernhaus Berlin an. Hier wirkte sie 1923 in der Uraufführung der Oper »Holofernes« von E.N. von Reznicek mit. Bei den Festspielen von Bayreuth sang sie 1925 die Erda im Nibelungenring. Im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit stand jedoch während ihrer gesamten Karriere ihre Konzerttätigkeit. Sie galt als eine der größten Liedersängerinnen ihrer Generation, dazu war sie eine bedeutende Bach- und Händel-Interpretin. Ihre Konzerte und Liederabende waren jahrelang Höhepunkte im deutschen wie im internationalen Musikleben. Noch 1951 trat sie in ihren Liederabenden vor das Publikum. Seit 1939 lebte sie in Kampen auf Sylt, nachdem sie mehrere Professuren an Musikhochschulen, die man ihr antrug, ausgeschlagen hatte. – Tiefe, hochmusikalische Altstimme, deren dunkler Bronzeton ebenso geschätzt wurde wie die Stilsicherheit und Ausdrucksfülle ihres Vortrages.

Schallplattenaufnahmen auf Pathé (wohl ihre ältesten Aufnahmen, vor 1914 entstanden), Odeon, Polydor (akustisch wie elektrisch gefertigte Aufnahmen), HMV (seit 1914; 1932 nochmals die Szene der Fricka aus der »Walküre«, während des Zweiten Weltkrieges Lieder unter dem Etikett von HMV-Electrola), DGG (Siemens Spezial); unveröffentlichte Edison- Platten.

[Nachtrag] Leisner, Emmy; wahrscheinlich fand ihr Operndebüt bereits 1911 am Hoftheater von Weimar als Erda im »Siegfried« statt. 1922-23 war sie an der Großen Volksoper in Berlin engagiert. Bei den Bayreuther Festspielen sang sie 1925 die Erda, die Waltraute und die 1. Norn im Nibelungenring. Sie gab bereits 1911 und 1912 (dann auch wieder 1921) Konzerte in Wien, 1922 in Oslo, 1928 an der Mailänder Scala, 1931 in Den Haag, 1931 und 1932 in London, 1939 in Florenz und Bologna (Hohe Messe von J.S. Bach), 1940 in Kopenhagen, 1919, 1921, 1930 und 1936 in Stockholm. 1913 nahm sie an einer großen Italien-Tournee (zusammen mit Georg A. Walter und A. van Eweyck) teil, bei der es zu Aufführungen der Matthäuspassion von J.S. Bach, u.a.in Mailand, Turin und Bologna, kam.

[Lexikon: Leisner, Emmy. Großes Sängerlexikon, S. 14132
(vgl. Sängerlex. Bd. 3, S. 2038 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]


Georg Bertram (1882 oder 84 - 1941), Pianist und Lehrer am Stern'schen Konservatorium in Berlin.

Leo Kopf, geb. am 17. Mai 1888 in Torgowicz, Russland/heute: Polen/Ukraine?, gest. 1953 in den USA, Dirigent, Komponist, Harmoniumspieler, Mitbegründer des Jüdischen Kulturbundes. Näheres zu seiner Biographie werde ich später mitteilen - ich habe gerade ein Buch bestellt, in dem ausführlich auf seine Biographie eingegangen wird.

Walter Fischer,  (1872-1931), Organist in Berlin: 1900-1910  Garnisonskirche, 1910-1917 Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, 1917-1931 Berliner Dom. Er machte in den 20er-Jahren Aufnahmen auf Grammophon. 

Hier noch ein Artikel von W. Hastung aus:

Die Stimme. Zentralblatt für Stimm- und Tonbildung, Gesangunterricht und Stimmhygiene. 25. Jahrgang. 1931.Heft 10/11. S.280:


Domorganist Prof. Walter Fischer verstorben
Einer unserer größten Orgelmeister, Domorganist Prof. Walter Fischer, ist im Alter von 59 Jahren in einem Sanatorium im Harz, wo sein seit langer Zeit durch Krankheit und Überanstrengung geschwächter Körper Stärkung suchte, an einem Magengeschwür verstorben, Walter Fischer ist aus dem Volksschullehrerstande hervorgegangen. 1894—1896 besuchte er das Königl. Akademische Institut für Kirchenmusik zu Berlin und studierte bei Robert Radecke und Karl Thiel, später bei Heinrich Reimann. 1900 wurde er Organist an der Berliner Neuen evangelischen Garnisonkirche und begründete hier seinen Ruf durch Aufführung der damals noch wenig bekannten und beachteten Orgelwerke Max Regers. Nach dem Tode Heinrich Reimanns wurde Fischer als Organist an die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche berufen. Hier begannen seine regelmäßigen Konzerte mit namhaften Solisten, in deren Mittelpunkte die „Leitsterne" Bach und Reger standen. Als durch Bernhard Irrgangs Tod die Domorganistenstelle frei wurde, wählte die Domgemeinde Walter Fischer zu seinem Nachfolger. Seine Orgelkonzerte, die nach und nach größte Bedeutung für das Musikleben erlangten, wurden hier fortgesetzt. Gleichzeitig mit seiner Berufung an die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurde Walter Fischer auch Lehrer für das Orgelspiel an der Staatl. Hochschule für Musik.

Am Dienstag, 21. Juli, fand in Wilmersdorf unter größter Beteiligung seines Freundes- und Schülerkreises, sowie von Vertretern der Musikwelt, in schlichter Feier die Einäscherung des großen Künstlers statt, der mit seiner Einfachheit und Bescheidenheit ein offen«, freundliches Wesen verband. Eindrucksvolle Dankesworte sprachen am Sarge Domprediger Richter und Prof. Dr. Schünemann als stellvertretender Direktor der Akad. Hochschule für Musik. Sein Freund, der bekannte Wagner-Maler Paul Buchhorn zu Holen, gab dem Verstorbenen schweigend drei Rosen mit auf den Weg in den ewigen Orient. Die Ehrenwache am Sarge stellten die Chargierten des Akademischen Vereins Organum, dessen A. H. Walter Fischer gewesen ist. R. i. p., lieber Freund und Studiengenosse!











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